unser Schwerttanz

 

In Österreich sind zur Zeit etwa 30 verschiedene Formen von Schwert- und Reiftänzen bekannt, aber nur wenige davon choreographisch dokumentiert, sodass man sie einstudieren könnte.
Der Schwerttanz war in früheren Jahrhunderten in besonderer Weise geeignet, das Standesbewusstsein der Bergleute zum Ausdruck zu bringen. Zum einen war das Tragen von Schwertern ein Privileg, das sonst keinem Berufsstand gewährt wurde,- dieses seit dem Jahr 1405 verbriefte Waffenrecht hatte seinen Ursprung in den realen Gefahren, denen die Knappen ausgesetzt waren. Zum anderen stärkte der Schwerttanz insofern das bergmännische Standesbewusstsein, als einer der Ihren – und nicht etwa ein Vertreter der Staatsmacht, beispielsweise in der Person des Bergrichters – „emporgehoben“ wurde, eine Handlung, der sicher ein ungeheuer großer Symbolcharakter zukam.
Bei den Berg- und Hüttenleuten stellt der Schwerttanz jeweils den Höhepunkt der Gemeinschaftsfeier dar. Seiner hohen Wertschätzung gemäß wird der Schwerttanz höchstens einmal im Jahr und darüber hinaus bloß aus besonderem Anlass gezeigt. Die Verpflanzung bergmännischen Brauchtums in anderen Gegenden ist infolge der Wanderung von Bergleuten speziell nach Betriebsstillegungen immer wieder vorgekommen und daher durchaus legitim.

Bei unserem Schwerttanz handelt es sich um einen Zunfttanz der Bergknappen, dessen Aufzeichnungen aus dem Jahre 1937 stammen.

Der Tanz wird von 10 Burschen in der Tracht der Bergleute und einen Schalknarren aufgeführt. Dazu gibt es eine Musikbegleitung, welche sich aus einem Trommler und zwei oder mehreren Querflötenspielern zusammensetzt. Die Kleidung des Schalksnarren in den Farben Weiß / Schwarz (vermutlich ident mit den Farben der Federnbusche der Kalpaks – Weiß = Kohle; Schwarz = Salz) unterscheidet sich von den anderen. Der Schalknarr symbolisiert die schwere der Arbeit unter Tage und das nicht immer nur Erz gefunden wurde. Dies wird im Tanz so ausgedrückt, dass der Schalknarr den Tanz stört und sich auch immer wieder in den Tanz integriert. Die starke Kameradschaft zwischen den Bergleuten, wird durch das Schwert und den geschlossenen Kreis im Tanz dargestellt.

Die Musiker (wenn möglich ebenfalls im Bergkittel) kommen mit drei Stücken, einen Marsch und zwei Schleunigen, vollständig aus. Der Trommler begleitet die Weisen der Querflöten nach dem Gefühl und gibt den Tänzern den Takt deutlich an, indem er das erste Viertel stark hervorhebt. Der dünne Klang der Querflöten allein würde hierzu nicht ausreichen. Im Notfall kann der Schwerttanz auch von der Trommel allein begleitet werden (Noten im Anhang).

Einmarsch

Die Spielleute stimmen den Marsch an. Die Schwerttanzgruppe zieht im Gänsemarsch mit rechts geschultertem Schwert, der Schalknarr mit geschulterter Fahne rechts vom 1. Tänzer, ein. Es wird einmal um den Tanzplatz marschiert, und beim zweiten Durchgang werden die Tänzer in der Mitte aufgetrennt, sodass die Tänzer 1 – 5 mit dem Gesicht zum Publikum und die Tänzer 6 – 10 mit dem Rücken zum Publikum stehen. Der Schalknarr stellt sich nach der ersten Runde zur Musik. Zwischen den beiden Reihen soll ein Abstand von ca. 3 – 4m vorhanden sein. Die Musik beendet den Marsch und der erste Tänzer (Vortänzer) gibt das Kommando „Links Um“ und danach „Schwert Ab“. Die Tänzer senken ihr Schwert mit der Spitze vor dem rechten Fuß auf den Boden.

Der Vortänzer spricht nun zu den Zuschauern:

Ins Mark der Erde,

bei Dämmerschein,

in die dunklen Tiefen dringen wir ein.

Wir zwingen die Berge

in harter Schicht

und bringen die Erze

ans Tageslicht.

Das andere im Lichte

Leben können,

müssen wir Knappen

im Dunklen frönen.

(Text von Bergmannsdichter Franz Pöschl aus Pölfing – Brunn)

Der Vortänzer kommandiert: „Schwert Auf“ und „ Rechts Um“! Die Tänzer legen ihr Schwert waagrecht auf die rechte Schulter und fassen die Klinge des vor ihn stehenden Tänzers mit der linken Hand. Die Spielleute stimmen den „Ersten Schleunigen“ an.

Schnecke

Die so gebildete Kette bewegt sich nun mit Laufschritten nach dem Takte der Musik im Kreise vorwärts, wobei das erste Taktviertel jeweils betont wird. Durch Einziehen nach links (gegen den Uhrzeiger) wird eine Schnecke gebildet und durch ausziehen rechts (im Uhrzeiger) wieder aufgelöst und durch Einziehen links in einem Kreis verwandelt.

Niedere Brücke

Der Vortänzer bleibt stehen, macht eine halbe Drehung nach links und hebt dabei sein Schwert über den Kopf. Der zweite Tänzer umkreist ihn links und stellt sich ihm schräg gegenüber auf, senkt die linke Hand und hebt mir der rechten Hand sein Schwert über den Kopf. Der dritte Tänzer umkreist nun links den zweiten und stellt sich schräg ihm gegenüber auf usw. So Bilden sich zwei im Zickzack einander gegenüberstehende Stirnreihen, verbunden durch die tief gesenkt gehaltenen Schwerter. Sobald die ganze Reihe steht, beendet die Musik den „Ersten Schleunigen“. Beim Bilden der Figur hält der Schalknarr das Schwertende des 10. Tänzers und steht ebenfalls in der Reihe.

Auf ein Kommando wird die linke Hand abgesenkt und die rechte Hand nach oben gehalten und so ein Grubengang (symbolisch) dargestellt. Die Spielleute stimmen nun den „Zweiten Schleunigen“ (Dreierschritt) an. Dann beginnt der Vortänzer das Auflösen der Brücke. Ohne die Schwertkette zu lösen, steigt er nacheinander über die niedrig gehaltenen Schwerter und zieht die anderen Tänzer, die seinem Beispiel folgen, einen nach dem anderen nach. Anschließend wird wieder ein Kreis durch Einziehen links gebildet. Sobald er geschlossen ist, gehen die Spielleute wieder in den „Ersten Schleunigen“ über. Der Schalksnarr gibt das Schwertende den Vortänzer und stört wieder den Tanz durch querlaufen im Kreis. Symbolisch für das „Taube Gestein“ – erschwerte Arbeit des Bergmannes.

Hohe Brücke

Sie wird gebildet wie die niedere Brücke. Stehen dann alle Tänzer in zwei Stirnreihen einander gegenüber beenden die Spielleute den „Ersten Schleunigen“.

Auf ein Kommando werden beide Arme mit den gekreuzten Schwertern über den Kopf gehoben.

Stehen dann alle Tänzer in zwei Stirnreihen einander gegenüber, wird von den Spielleuten der „Zweite Schleunige“ angestimmt, und es beginnt das Auflösen. Der Vortänzer schlängelt sich nun außen um alle Tänzer der Reihe nach herum, zieht die übrigen nach und löst so die hohe Brücke auf. Anschließend wird durch Einziehen links wieder der Kreis gebildet und die Spielleute gehen in den „Ersten Schleunigen“ über.

Stern

Die Tänzer bilden den Stern ganz ähnlich wie die hohe Brücke, indem der Vortänzer stehen bleibt, der zweite Tänzer ihn mit hocherhobenem Schwerte links umkreist, sich ihm gegenüber aufstellt, die linke Hand senkt, die rechte hebt, damit der dritte Tänzer links um ihn kreisen kann usw., bis sich folgendes Bild ergibt:

Die Gesichter der Tänzer sin dem Kreismittelpunkt zugewendet, ihre Schwerter sind alle gesenkt. Sobald der Stern gebildete ist, beenden die Spielleute den Schleunigen. Der Vortänzer übergibt seinen Schwertgriff den Schalksnarren und nimmt von ihm die Fahne in Empfang. Der Trommler beginnt mit einem Trommelwirbel wobei die Schwerter dann auf den Boden abgesenkt werden, und der Vortänzer auf den Schwerterstern steigt. Mit offener Fahne und Trommelwirbel wird nun der Vortänzer langsam emporgehoben.

Sobald die Position erreicht ist, wird der Trommelwirbel beendet.

Mit offener Fahne hoch auf den Schwerterstern stehend, spricht nun der Vortänzer:

Du bist es, wenn der Berg einst schweigt,

die zu uns in die Tiefe steigt,

und uns, wenn unsre Stunde schlägt,

zum letzten Mal nach oben trägt.

Du bist es, die zum Herrgott spricht:

Sieh diese Männer mit dem Licht!

Ihr Leben war die Dunkelheit

Im Berge und die Einsamkeit.

Du weißt wie wir um Lieb und Leid

Du kennst die Angst, die Traurigkeit;

Bist du uns doch, Sankt Barbara,

im Leben wie im Tode nah.

(Text von Bergmannsdichter Franz Pöschl aus Pölfing – Brunn)

 

Mit neuerlichem Trommelwirbel schwingt der Vortänzer die Fahne 3x um seinen Körper. Danach wird der Vortänzer langsam und behutsam wieder niedergelassen, indem der Schwerterstern gesenkt wird. Er reicht den Schalksnarren die Fahne und übernimmt von ihm wieder das Schwert. Alle Tänzer heben nun die Schwerter hoch über den Kopf und der Trommelwirbel wird beendet. Die Spielleute stimmen den „Zweiten Schleunigen“ an.

Der Vortänzer dreht sich unter dem erhobenen, das Schwert haltend im rechten Arm nach links (entgegen dem Uhrzeiger) aus, zieht die anderen, die sich ebenfalls nacheinander ausdrehen, nach, löst so den Stern wieder in die Kette auf und bildet anschließende durch Einziehen links (entgegen des Uhrzeigers) einen Kreis. Die Spielleute gehen in den „Ersten Schleunigen“ über.
Hierauf könnten sämtliche bisher getanzten Figuren, also Schnecke, Niedere Brücke, Hohe Brücke und Stern wiederholt werden. Meist unterbleibt dies aber, um den Tanz abzukürzen.

Häuselumdrehn

Die im Kreis mit Dreierschritten vorwärts laufenden Tänzer, führen auf das Kommando „Schwert vor“ folgende Tätigkeit aus. Die Tänzer 2, 4, 6, 8 und 10 legen ihr in der rechten Hand haltendes Schwert auf die linke Schulter des Vordermanns (also den Tänzer 1, 3, 5, 7 und 9). Mit den so in Schulterhöhe gekreuzten Schwertern wird zum Klange des „Ersten Schleunigen“ der Dreierschritt weiter ausgeführt. Nach dem Kommando „Schwert Hoch“ werden die gekreuzten Schwerter über den Kopf gehoben. Nach einem neuerlichen Kommando drehen sich die Paare unter den erhobenen, zusammengehaltenen Händen 3mal durch, und zwar die Tänzer mit den ungeraden Nummern (1, 3, 5, 7 und 9 nach rechts (im Uhrzeiger)) die mit den geraden Nummern (2, 4, 6, 8 und 10 nach links (gegen den Uhrzeiger)). Nach vollendeten Drehungen bleiben die Schwerter über Kopf bis neuerlich ein Kommando erfolgt. Danach werden sie wieder auf den Schultern abgelegt. Nach dem Kommando „Schwert Rück“ werden die Schwerter von den Tänzern 2, 4, 6, 8 und 10 wieder nach hinten geführt, sodass der Kreis wieder geschlossen ist.

Aus diesem Kreis heraus wird nochmals der

„Stern „

gebildet (siehe Beschreibung vorher).

Die Spielleute beenden den „Schleunigen“ und es setzt wieder ein Trommelwirbel ein.
Die Schwerter werden über den Kopf geführt, und beim dritten kräftigeren Trommelschlag aus den Stern herausgezogen und zur Seite geführt und danach auf die rechte Schulter gelegt.

Der Vortänzer bringt nun ein oder mehrere „Glück Auf“ aus, in dem er befiehlt: Ein Glück Auf allen ……..! Alle Tänzer schlagen die Schwerter zusammen und rufen „Glück Auf!“

Der Vortänzer gibt das Kommando „Links Um“ und alle Tänzer führen diesen Befehl mit einem Schritt zur Kreismitte aus.

Ist das letzte Glück Auf verklungen gibt der Vortänzer das Kommando „Rechts Um“ und alle Tänzer führen diesen Befehl mit einem Schritt aus der Kreismitte heraus aus. Der Schalksnarr steht mit der Fahne rechts neben den Vortänzer. Die Spielleute stimmen den Marsch an und die Schwerttänzer marschieren im Gleichschritt ab.

Glück Auf!

Reinhard Riedmüller