Dem Bergbau so nah, der Kohle so fern

Ein unvergängliches Bild über das Entstehen und den Nutzen des einst so unentbehrlichen Bergbaus.

 

Bilddarstellung:

A = Schacht
B+C = Feldort oder Querschlag
D = ein weiterer Schacht
E = ein Stollen
F = das Stollen-Mundloch

1 = Ein Bergknappe mit dem sogenannten Bergkleid, dem Arschleder und der Mütze. Als Suchender ist er mit vorsichtigem Schritt und Wünschelrute unterwegs, vielleicht nach Kohle, Erz, Wasser ….?

 

2 = Das Wort „RAD“ ist als Schriftzug zu erkennen, dargestellt mit einem Wasserrad für ein Radwerk (Eisenwerk) das die gewonnene Kohle für sich beansprucht.

 

Abbildung: Von Georg Agricola, De Re Matallica Libri XII. Fünftes Buch. (Georg Agricola *1494-†1555)

 

Die hier Abgebildeten Situationen und Darstellungen kennen keine zeitlichen Grenzen, man lebt den Bergbau in seiner beschwerlichen und Grenzenlosen vielfallt. Unentwegt im Einsatz bis an die Grenzen des machbaren.

Geschichtlicher Abriss zum Bergbau

 

Schon zu Beginn des 17. Jhdt. hat man erkannt, dass der Verbrauch von Holz für Haushalt und Industrie ein sehr wesentlicher ist, und dadurch, nach anderen Fossilen Brennmaterialien gesucht werden musste. Riesige Waldflächen mussten für die Erzeugung von Eisen- und Glas geschlägert und verarbeitet werden. Nachdem in den Wintermonaten durch das beheizen der Wohnungen der Holzbedarf empfindlich angestiegen ist, wurde vorerst nur das beheizen der Wohnstätten mit Kohle angestrebt. Da dieser Rohstoff Holz im Laufe der Zeit aber immer knapper wurde, hatte die innerösterreichische Regierung am 27. Februar 1606 den Eisenreißer Uhrmacher Jonas Camworth aus Guttaring in Kärnten beauftragt, in der Steiermark Kohlenlagerstätten zu erkunden und aufzuschließen. Camworth erhielt das Patent, das er das Recht hat Steinkohle zu suchen, bergmännisch abzubauen und in den Gebrauch zu bringen.

 

Unter anderem hat Camworth Kohle-Lagerstätten in Piberstein, Seegraben und Kapfenberg entdeckt. Das Unternehmen die Kohle in den Handel zu bringen scheiterte aber daran, dass der Transport mit den Pferde- oder Ochsenfuhrwerk von den Lagerstätten zu den Orten der Verbraucher zu umständlich und zu teuer war. Mit ein Grund waren auch die äußerst schlechten Verkehrswege die einen Transport oft unmöglich machten. Im Jahre 1675 wurde in Fohnsdorf erstmals Kohle zur Verfeuerung für ein Hammerwerk des Fürsten Schwarzenberg gewonnen.

 

Am 11. Februar 1765 haben 12 adelige und 11 geistliche Männer die Agricultursocietät gegründet, die neben der Land- und Forstwirtschaft auch die Forschung und die Gewinnung von Rohstoffen weiter vorantreiben sollte. So wurde auch den Herrn Abbe Andreas Stütz und Herrn Abbe Nicolaus Poda der Auftrag erteilt, in der Steiermark nach nutzbaren Kohlevorkommen zu forschen. Dieser Auftrag könnte auch Fruchtbringende Ergebnisse für unser Kohlegebiet – dem Wieser und Eibiswalder Revier – gebracht haben, da mit größter Wahrscheinlichkeit um das Jahr 1790 hier schon Kohle abgebaut wurde.

 

Die ersten Aufschlüsse im Bereich des Wieser Flözes erfolgte bei Schönegg durch Ferdinand Thomoser. Ab dem Jahre 1800 gibt es Aufzeichnungen über Grubenfelder, aus denen bereits bergmännisch Kohle gewonnen wurde. Diese Kohle wurde hauptsächlich für das Eisenwerk in Eibiswald, für die Alaunerzeugung sowie für die Glasindustrie in Vordersdorf und Umgebung verwendet. Die Spinn- und Färberfabrik in Laibach, als auch die priv. k. k. Grazer-Zuckerraffinerie in Graz bedienten sich ebenfalls schon sehr früh dieses glänzenden und harten Rohstoffes. In den Jahren um 1840 kam ein neuer Abnehmer dieses so wertvollen unter Tage liegenden Brennstoffes hinzu, es waren die Dampflokomotiven der Eisenbahnen in der österreichisch-ungarischen Monarchie. Damit die Versorgung der Dampflokomotiven der neuen Bahnlinien mit Kohle gesichert werden konnte, wurde im Jahre 1842 von der k. k. Hofkammer für Münz- und Bergwesen eine „Steinkohlen- und Schürfungs-Kommission“ eingesetzt. Die Kommission hatte die Aufgabe die Kohlenlagerstätten sowohl entlang der nördlichen als auch der südlichen Bahnlinien zu erkunden und aufzuschließen. Am 30. Juni 1842 wurde mit kaiserlicher Entschließung den Schürfungskommissionen ein Schurfkreis mit einem Halbmesser von 1.000 Klaftern (ca. 1980m) zuerkannt. Die erforschten Lagerstätten wurden nicht vom Staat selbst ausgebeutet, sondern an Private verkauft. Im Jahre 1851 wurden die Schürfungskommissionen nach erfolgreicher Arbeit eingestellt und aufgelöst. Eine neue Ära in unseren Kohle-Bergbaurevieren beginnt sich immer stärker und zielstrebiger zu entwickeln.

 

Eine Aufstrebende und verborgene schwarze Brenn- und Leuchtkraft hat den wirtschaftlichen Aufschwung in der gesamten Monarchie ausgelöst. Diese Entwicklung blieb zum Wohle unserer Bergbaufamilien und der heimischen Bevölkerung über 175 Jahre erhalten. Viele Gruben und Stollen wurden im Laufe der Zeit in der Wieser- und Eibiswalder Bucht geflutet und geschlossen, bis Schlussendlich am Ende des Jahres 1975 der letzte Grubenhund den Schacht in Bergla für immer verlassen hat. Ein Ende mit Wehmut für den Bergmannsstand, das beinahe unerschöpfliche Kohlerevier wird aber weiter vor sich hin reifen und uns erhalten bleiben. Eine Wiederaufnahme des Kohle-Bergbaues in unserer Region ist sicherlich nur mit viel Mühsal und Geld verbunden, ein Neubeginn ist nur im Moment aber nicht für ewig ausgeschlossen. Glück Auf!

Rechtlich-Zeitlicher Rückblick

 

Das Zusammenleben von Menschen erfordert Regeln die bei Verstößen oder Unklarheiten für jedermann verständlich nachvollziehbar sein müssen. Heute bezeichnet man diese Regeln üblicherweise als Gesetze. Ein Regelwerk war ab dem Zeitpunkt gegeben, wo Bergbau an ein und derselben Lagerstätte betrieben wurde. Hier ließen die Bergherren oftmals Aufzeichnungen anfertigen, aus denen heraus die Statuten und Bergordnungen bzw. Berggesetze und Patente entstanden sind. Es hat im Laufe der Zeit immer wieder Änderungen, Neuauflagen und Ergänzungen von Bergwerksordnungen, Patenten und Gesetzen gegeben. Hier sind nun einige wenige in einem zeitlichen Rückblick angeführt.

 

Kaiser Karl IV (*1316-†1378) hat in der sogenannten „Goldenen Bulle“ am 10. Jänner 1356 die Genehmigung zum Abbau von Mineralien auch den Kürfürsten (Landesfürsten) übertragen, die bis dahin nur dem Herrscher selbst vorbehalten war.

 

In Österreich, der Steiermark, Kärnten, Krain dem Küstenland und Tirol hatte die „Verordnung“ Kaiser Ferdinands I (*1503-†1564) vom 01. Mai 1553 seine Gültigkeit. Weiters kamen im eigentlichen Tirol die „Schwazer Bergwerksfindungen“ Erzherzog Sigmunds (*1427-†1496) und Kaiser Maximilians I (*1459-†1519) von den Jahren 1490 und 1506, und in Vorarlberg die vorderösterreichische „Bergordnung“ Kaiser Karl VI (*1685-†1740) vom 14. August 1731 noch zur Anwendung.
Teilweise hatten in der Steiermark der „Schladminger Bergbrief“ vom Jahre 1308, bestätigt von der Königin Elisabeth (*1262-†1313) und die „Zeiringer Bergordnung“ von Herzog Albrecht II (*1298-†1358) vom Jahre 1346 ihr Gültigkeit.
Weiters gab es noch die „Kitzbichler- und Rattenberger Bergordnung“ vom Jahre 1459 und 1463, sowie die „Schwazer Bergordnung“ vom Jahre 1468 für Tirol; die „Bambergische Bergordnung“ vom Jahre 1550 und die „Hüttenberger Berg- Radwerks- und Hammerordnung“ vom 24. April 1759 für Kärnten. Für Österreich ob und unter der Enns, sowie für Steiermark, Kärnten und Krain war es die „Bergordnung“ von Kaiser Maximilian I vom 04. Jänner 1517. Das „Grubenfeldmaß-Patent“ von Kaiser Franz II (*1768-†1835) vom 23. März 1805 brachte eine erste wesentliche Veränderung. Die Grubenmaße die bis zu dieser Zeit nur für die deutschen Erbländer Gültigkeit hatten, waren nun auch für alle anderen Reichsteile gültig, außer für Galizien. Kaiser Franz (II) I brachte am 21. Juli 1819 ein neuerliches „Patent“ heraus, das weitere Bestimmungen und Neuerungen brachte, sowie das Grubenmaß in seiner Form genau beschrieb. „Das Berggesetz“ das Kaiser Franz Josef I (*1830-†1916) am 23. Mai 1854 erlassen hatte, hatte mit dem Artikel II dieses Patents alle vorangegangenen Regeln ausdrücklich außer Kraft gesetzt. Bestehende Rechte blieben nach dem Artikel III weiter aufrecht, mussten aber allmählich mit entsprechenden Übergangsbestimmungen an das neue Berggesetz angepasst werden. Dieses Berggesetz hatte überwiegend bis auf geringfügige gesetzliche und rechtliche Anpassungen bis weit in das 20. Jhdt. seine Gültigkeit. Auch für unser so heimisch gewordenes Bergbaudasein fand das Gesetz seine Anwendung das befolgt und gelebt werden musste.

Unsere Bergbau-Ära

 

Unserem Bergbaurevier, das sich vom Radl-Gebirge bis zur Schwarzen Sulm einerseits, und anderseits von der Schwanberger Alpe bis ins Leibnitzer Feld erstreckt, hat die Natur um 1790 bereits mancherorts das „Schwarze Gold“ zum Wohle der Bevölkerung freigegeben.

Wenn man bis in die Mitte des 18. Jhdt. von Kohle, Kohlebergbau und Kohleverarbeitung spricht, ist damit meist nur die Holzkohle gemeint, die die Köhler für die Eisen- und Glasindustrie sowie für die Alaunerzeugung hergestellt haben.
Erst im 18. Jhdt. hatte man durch Bohrungen und Schürfungen die Kohlefelder genauer erkundet und deren Ergebnisse auf den sogenannten Grubenfelder-Karten festgehalten. An manchen Orten nur knapp unter der Oberfläche und mit nur wenig Erde und Sandstein bedeckt, wurde die Kohle herausgegraben oder abgebaut – schürfen ist der Fachmännische Ausdruck für diese Art von Bergbau. Als diese Schwarze glänzende Pracht für die Industrie unverzichtbar wurde, hat im sogenannten Sulm- und Saggautal der wirtschaftliche Aufschwung Einzug gehalten. Als dann noch Eisenbahnen geplant und teilweise auch gebaut wurden, stand dem ländlich-bäuerlichen Gebiet dem Wohlstand nichts mehr entgegen.

 

Tatkräftige und Schaffende Männer hatten Hand angelegt und mit vereinten Kräften den künftig Glänzenden und Gewinnbringenden Traum aus den Tiefen der Erde gehoben, die schwarze Glanzkohle war der Beginn einer aufstrebenden Bergbaudynastie. Hierzu kam 1859 der aus Böhmen stammende Bergingenieur Wenzel Radimsky mit seinem Bruder Josef, die hier in höchsten Maßstab Bergbau betrieben haben. Sie haben das Gebiet um Wies und Eibiswald Systematisch erforscht und Pölfing-Brunn sowie Steyeregg bis zum Jahre 1884 zu einem ansehnlichen und Sozialen Ort erhoben. Johann Jereb, Verweser, der schon vor den Radimsky Brüdern hier den Bergbau fachmännisch betreut und geleitet hat, konnte die erworbene Kenntnis über den bereits vorhandenen Bergbau wissenswert weitergeben. Vorausschauend und Zielstrebig wurden Schächte und Stollen errichtet um die Förderung und den Absatz zu erhöhen, damit die Industrie als auch der regierende Monarch zufriedengestellt werden konnten. Die Graz-Köflacher Eisenbahn hat die Planungen für eine Bahnlinie nach Wies im Jahre 1871 begonnen und im Jahre 1873 eröffnet, sonach war auch dieses mit ihren Reichtümern so still und zurückgezogene Gebiet mit der großen Ader der weiten Welt verbunden. Die Sulmtal-Bahn, die von Leibnitz nach Pölfing-Brunn führte, wurde im Oktober 1907 eröffnet und im Mai 1967 eingestellt. Die zierlichen Lokomotiven mit einfachen Eisenbahnbetriebsverhältnissen transportierten über Jahrzehnte die hochwertige Kohle von der Kohleverladestation in Pölfing zur k. k. Südbahnstation Leibnitz. Von dort gelangte die Kohle mit Dampfkraft der Südbahnlokomotiven zu den Kohleverkaufsstellen der Süd-Steiermark.

 

Die Kohle wurde mittels Materialseilbahn von Eibiswald über Pitschgau und von Jagernegg nächst Pölfing, zur Entladerampe der Verladestation befördert. Unzählige Hochs und Tiefs haben den Bergbau bewegt und auf trapp gehalten. Oftmals waren es Wirtschaftskrisen und Kriege die Schuld daran waren, das Bergwerke geschlossen und Bergknappen entlassen werden mussten. Über 150 Jahre hat das über Millionen von Jahren gereifte Schwarze Gold, Arbeit, Geld und Wohlstand für unzählige Menschen in unserer bescheidenen Heimat gebracht. Nicht zu vergessen sind aber auch jene Menschen, die durch den unermüdlichen bergmännischen Einsatz verletzt oder im schlimmsten Fall getötet wurden. Trotzdem, man hat dieses Produkt geschätzt und verehrt, war man doch sehr oft innig damit verbunden. Glück Auf!

Stillgelegten Kohlebergbaue

 

Unter dem Begriff „Wieser-Revier“ versteht man die stillgelegten Kohlebergbaue in welchen das „Wieser-Flöz“ abgebaut wurde, und zwar in:

 

St. Ulrich in Greith,  Tombach-Pitschgauegg, Aug-Schönegg, Pölfing-Bergla, Steyeregg, Kalkgrub-Limberg, Gaisseregg und Schwanberg.

 

Unter dem „Eibiswalder-Revier“ versteht man die stillgelegten Kohlebergbaue in welchen das „Eibiswalder-Flöz“ abgebaut wurde, und zwar in:

 

Feisternitz, Eichberg-Aibl, Stammeregg-Bachholz, Hörmsdorf, Vordersdorf, Wernersdorf und Unterfresen

Verwendete Literatur:
Chronologische-Systematische Sammlung der Berggesetze von Franz Anton Schmidt, Zehnter Band vom Jahre 1790 bis 1807
Das Allgemeine österreichische Berggesetz vom 23. Mai 1854 und die Verordnung über die Bergwerksabgaben vom 4. Oktober 1854 von Gustav Grenzenstein, Wien 1855.
Das Wieser Bergrevier. Zusammengestellt von V. Radimsky, Bergdirektor; Klagenfurt 1875.
Bergbaugeschichte und Geologie der österreichischen Braunkohlevorkommen von Leopold Weber und Alfred Weiss, Band 4, Wien 1983.
Rückblick: 250 Jahre „Agrarsocietät“ – kaernten.ORF.at.
Glück auf! Glück ab! Die Ära des Braunen Goldes von Ernst Lasnik.
Kohle im Ilzer Revier, 1799 – 1964 von Dr. jur. Peter Kiesswetter. Masterarbeit 2014.

 

Abbildung:
Abbe Andreas Stütz, aus dem Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt, Band 147 Heft 1+2 S. 491-502 Wien, 19. Jänner 2007. Festschrift zum 65. Geburtstag von HR Univ.-Prof. Dr. Hans Peter Schönlaub, Direktor der Geologischen Bundesanstalt.

 

Johannes Scherübel